Innovationsgespräche 2012 (innoregio Süd - Forschungsrat Steiermark - ÖNB)
Am 08.10.2012 fanden im Joanneumsviertel die Innovationsgespräche 2012 statt. Erstmals trat der Forschungsrat Steiermark als Mitveranstalter dieser Gesprächsreihe der innoregio Süd auf. Als Vertreter des Rates nahm Dr. Mario J. Müller an der Podiumsdiskussion zum Thema "F&E-Risiko-finanzierung in Zeiten leerer öffentlicher Kassen" teil.
Wie wird man "Innovation Leader"?



Südösterreich behauptet sich gut im europäischen Innovationskonzert. Die Position zu halten oder sogar auszubauen, ist trotzdem eine große finanzielle Herausforderung, war man sich bei den Innovationsgesprächen der innoregio Süd am 8. Oktober im Grazer Joanneumsviertel einig.
Die Steiermark ist in Österreich mit ihrer Forschungsquote (Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am BIP) von 4,3 Prozent Nummer eins und europaweit im absoluten Spitzenfeld, vermerkte IV-Steiermark-Präsident Jochen Pildner-Steinburg in seiner Begrüßung nicht ohne Stolz. Kärnten liegt mit seinen knapp 2,5 Prozent österreichweit im guten Mittelfeld, wie sowohl IV-Kärnten-Geschäftsführerin Claudia Mischensky als auch Klaus Pseiner von der FFG (For-schungs-Förderungsgesellschaft) betonten. Dagegen sehe es im übrigen Europa düster aus, brachte Christoph Kuhn die Perspektive der (EIB) European Investment Bank ein.
Einen Grund, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, sah an diesem Abend trotzdem niemand. Am wenigsten die steirische Landesrätin für Wissenschaft und Forschung, Kristina Edlinger-Ploder. Sie erkennt klar die Bedrohung im Budgetkonsolidierungs-Szenario von Bund und Ländern, kündigte aber bereits an, dass im steirischen Doppelbudget Streichorgien im Bereich Innovation ausbleiben werden. Hans Schönegger, Geschäftsführer des Kärntner Wirtschaftsförderungs-Fonds, der sich seit dessen Ausgliederung aus der Landesverwaltung in den 90er Jahren auf die Bereiche Technologie und Innovation konzentriert, spricht Klartext. Es komme darauf an, wofür man das Fördergeld ausgebe. Teppichböden in nicht mehr lebensfähigen Tourismusbetrieben zu finanzieren mache wenig Sinn. Deshalb gehen in Kärnten heute 45 Prozent der Mittel in Technologie, Forschung und Entwicklung, nur noch 15 Prozent in - wie er es nennt - „Homöopathie" also Massenförderungen an Kleinunternehmen um des „sozialen Friedens" willen.
FFG-Fördertöpfe überzeichnet
Dass auch Bundesstellen in Sachen Forschungsfinanzierung durchaus unterschiedli-cher Meinung sein können, zeigten die beiden Impulsstatements von Rupert Pichler (BMVIT) und Klaus Pseiner (FFG). Während Pichler die Entfernung vom österreichischen Pfad in Richtung Innovation Leaders mit einem Nachlassen der Investitionen am Unternehmenssektor begründete, ist im wichtigsten Fördertopf für die un-ternehmerische Forschung, der FFG, offenbar immer noch zu wenig Geld. Der zur Verfügung stehende Betrag für „Produkte und Herstellungsverfahren" war zuletzt gleich achtfach überzeichnet, bestätigte Pseiner. Dafür hinkt der Dienstleistungsbereich stark hinterher. Hier will die FFG demnächst ebenso neue Akzente setzen wie bei der Förderung von Humanressourcen und der besseren Begleitung der Unter-nehmen vor und nach F&E-Projekten. Skeptische Hoffnung im Saal löste die An-kündigung Pseiners aus, Förderangebot und -administration vereinfachen zu wollen.
EIB übernimmt Risiken
Wichtige neue Aspekte wurden von Christoph Kuhn, Head of Division, Research, Development and Innovation der European Investment Bank eingebracht. Die EIB als „non for profit" Institution unterstützt die Hausbanken von innovativen Unternehmen dabei, Finanzierungsrisiken zu verteilen. Bis zu 50 Prozent steuert Europa bei. Und das im großen Stil: Die EIB stemmt derzeit ca. 20 Mrd. Euro Neufinanzie-rung im Jahr. Und sie versucht sich bestmöglich in Innovationsprojekte zu integrieren, schickt Ingenieure in die Betriebe, um deren technologische Kompetenz ausloten zu können. Die regionalen Finanzinstitute, mit denen sie kooperiert, erhalten der Einfachheit halber meist einen Topf, den sie ausschöpfen können. In Österreich ko-operiert die EIB bereits mit der Bank Austria. Weitere Bankenvertreter (Raiffeisen, Steiermärkische Sparkasse, BKS Bank) bestätigten, dass auch die Innovationsfinan-zierung weiter sehr stark von Krediten dominiert sein wird.
Business Angel sucht Wunderwuzzis
Und woran orientieren sich die so genannten Business Angels, also Unternehmer, die sich an jungen innovativen Betrieben beteiligen? Roland Koo selbst als Technologie-Gründer groß geworden, blickt auf 16 Jahre und 15 Beteiligungen zurück, von denen er ein Drittel zur Weltmarktführerschaft begleitete. Er lässt die Finger von Startups („zu mühsam"), investiert nur in Produktionsunternehmen, die ihre Er-zeugnisse schon verkauft und das Potenzial zur Marktführerschaft haben - und sei die Nische noch so klein. Er durchleuchtet nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Unternehmer: Sie müssen lernfähig, flexibel, visionär und gleichzeitig bodenständig, schließlich Spezialisten und Generalisten sein. Wahre Wunderwuzzis eben.
Aus der Pressemeldung der innoregio styria.